Crystal Castles, Crystal Fighters, Crystal Meth – vor lauter Kristallen in den gegenwärtigen Strömungen der Popkultur, weiß man gar nicht mehr, was hier jetzt eigentlich am schönsten glitzert. Ein besonders hell scheinendes, jedoch gänzlich ungeschliffenes Stück haben wir mit den Crystal Antlers, einer Band aus Kalifornien, die nur bedingt so klingt, wie die meisten Bands aus dem Sunshine State. Vor fünf Jahren bei Touch And Go selbst gestartet, orientiert sich das Trio lieber an den Bands, die in den 1980er und 1990er Jahren dem Label aus Chicago zu Kultstatus in der Indierock-Welt verhalfen (darunter Butthole Surfers, The Jesus Lizard oder Shellac). Das war nicht immer so: Mitglieder-, Stil- und Labelwechsel – der sie schlussendlich zu Innovative Leisure einem der derzeit hipsten Label der Welt, brachte – haben deutlich den Sound der Band verändert. Das neue Album »Nothing Is Real« lässt die Verträumtheit und Psychedelik, die man noch auf dem letzten, deutlich eingängigeren Album »Two-Way Mirror« zu hören bekam, vermissen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Band 2006 als Trio begonnen hatte und zwischenzeitlich mit sechs Mitgliedern fast auf Kollektiv-Größe angeschwollen war. Jetzt ist man wieder zu dritt und da gibt es dann eben auf die Fresse: mit Sonic Youth und frühen Pixies im Sinn und elf neuen Songs im Gepäck wirbeln die Crystal Antlers zunächst noch gediegenen, schon bald aber in Höchstgeschwindigkeit ihr eigenes Werk und den Hörer kräftig durch. Das ist rauer Garage Rock mit einigen emotionalen Momenten und einem gesunden Hang zum Pop, der aber noch so dreckbehaftet ist, dass man den Glanz bei ersten Moment nicht gleich erkennt. Da lohnt genaueres hinhören.
Nothing Is Real