Die US-Serie »The White Lotus« gilt keineswegs als Geheimtipp, hat aber hierzulande bislang wenig Resonanz gefunden. Dabei gehört die Gesellschaftssatire von Mike White in den USA zu den angesagtesten. Und zumindest am Soundtrack des Multiinstrumentalisten Cristobal Tapia De Veer kann die mangelnde Aufmerksamkeit des hiesigen Publikums nicht liegen: Der chilenische Komponist verarbeitet in seinen 28 Stücken alle möglichen Rhythmen und Taktarten. »Sabotage« zum Beispiel ist ein Musterbeispiel für diesen Soundtrack: Alles klopft, poltert, klackert, knallt, zittert und vibriert auf angenehme und zurückhaltende Weise. Cristobal lässt das alles nie ausarten, vielmehr baut sich so über das ganze Album hinweg eine surreale, hitzige Atmosphäre auf.
Wenn wie in »Decadence« ein Piano auftaucht oder sich in »Manchild« eine Gitarre zu ein paar Tönen aufrafft, dann übernehmen die Melodien die Wiederholung, während die Takte galoppieren. Mit zunehmender Dauer kippt die Stimmung ins Albtraumhafte, lässt »A Mistake & The Ocean« wie ein Pandämonium der Tiefe erscheinen. Selten jedenfalls findet man Soundtracks, die so eigenständig, so gut funktionieren wie hier. Kein Wunder also, dass die Society of Composers & Lyricists Cristobal Tapia De Veer für diese Arbeit ausgezeichnet hat. Und vielleicht wird mit dieser Platte auch das Publikum für die Serie wieder größer. Der Soundtrack und »The White Lotus« hätten es verdient.