Die Musik von Credit 00 fühlt sich ungefähr so an, wie wenn man um neun Uhr morgens mit einer neonfarbenen Bomberjacke versucht, ins Berghain zu kommen, der Kiefer schon vom vielen Stehen schmerzt und der Nachbar in der Schlange einem Spikes in die Haare geben will. Dass die Neunziger seit einigen Jahren die Dancefloors der Welt fluten, ist nichts Neues. Aber warum bei Trance stehen bleiben, wenn man die Grotesken von Garage House bis Italo Disco auch in einem Track zusammenfassen kann? Die 4-Track-EP »No More Sad Trance!« des Leipziger Produzenten Alexander Dorn versucht es und schafft den Sprung. Wer sich nicht schon nach dem ersten Track nach seinen alten Jungle-Platten sehnt, hat bis »Save the Forest!« Zeit, die Vintage-Sonnenbrille herauszuholen. Zumindest für alle, die das letzte Clubjahr vor lauter Lockdown-Müdigkeit verpasst haben. Nachdem Trance längst wieder in der Nacht angekommen ist, spannt Credit 00 den Bogen weiter, und zwar authentisch. Der Genre-Mashup erzeugt Nostalgie, hält aber auf Trab: Der Name ist Programm. Zwischen Trance, Gabber und 90er-Pop kommt weniger Traurigkeit auf als der Wunsch, den Trainspotting-Filter über die tanzende Menge zu legen. Eine knapp zwanzigminütige Zeitreise, von der man gerne mehr hätte.
No More Sad Trance!