Review

Craven Faults

Enclosures

The Leaf Label • 2020

Selbst von Genre-Afficionados weitgehend unbemerkt, arbeiten Craven Faults seit mehr als drei Jahren am eigenen, abstrakten, organisch verzierten Neuentwurf vorwärtsdenkender Modularsynthese. Zunächst auf einer Reihe EPs, die ästhetisch und konzeptionell verbunden als unterschiedlich betitelte »Works« erschienen und der Kraut-Ära ebenso Tribut zollten wie der Minimal Music oder Techno-Texturen in bullet time. 2020 folgten dann gleich zwei Alben: Das kolossale und völlig unterschätzte »Erratics & Unconformities« sowie »Enclosures«. Eine konstante Verfeinerung des Sounds hielt das Projekt bis hierhin schon aufrecht, jetzt scheint das Rezept aber zuende geschrieben und kann zur Gänze ausgekostet werden. Und was man da alles schmeckt! Klaus Schulze und Popol Vuh, aber auch britischer Downtempo und Düsseldorfer Spannungsbögen haben ihre Spuren hinterlassen. Klingt alles optimiert für einen langen Abend mit Kopfhörern und Wein, sehr sparsam in den Arrangements und dennoch dicht texturiert. Sicher, ein Track wie das über 17-minütige »Weets Gate« mit seinem träumerisch spacigen Buildup hätte deshalb wohl auch locker vor 40 Jahren erscheinen können. Doch so wie Heinrich Dressel, Die Wilde Jagd oder X.Y.R. die Sphäre progressiver Elektronik immer wieder in ein neues Licht tauchen, werfen auch Craven Faults ihre dicht geklöppelten Klangteppiche in irisierenden Farben aus. Sollte man im Auge behalten, denn die machen jede Wohnung erst so richtig gemütlich.