Swag kann eine ganz schön humorlose Angelegenheit sein. Weil: Ihn meistens solche zelebrieren, deren Horizont nicht über das eigene Ego hinaus reicht. Nun ist Crack Ignaz so swagy wie Soulja Boy kurz nachdem er in den Spiegel geguckt hat, und dabei trotzdem humorvoll. Dem Wiener Rapper sitzt der Schalk im Nacken. Er ist der selbsternannte König der Alpen und der beliebteste Mensch Österreichs. Und wenn man ihm zuhört und -sieht, möchte man ihm keinen der beiden Titel absprechen. Zu juvenil sein Charme, zu aufrichtig seine Grinse – ein Typ, den ich auf Kaffee und Kuchen zu meiner Oma mitnehmen würde, dessen Musik aber so gar nicht Oma-haftes bedient. Stattdessen tönen auch von »Kirsch« die Themen, die dem Swag-Rap inhärent sind: Unter’m Arsch den ‘Rari, im Kopf die Scheine, Designer auf dem Leib und immer irgendwo zwischen faded und turned up. Auch auf »Kirsch« offenbart sich eines von Deutsch-Raps größten Problemen: Wo er unverkrampft ist, ist er zu oft nichts als eine Persiflage. Crack Ignaz pickt gute Beats und hat ein Gefühl für Melodie – klingt aber am Ende, wenn man miesepetrig ehrlich ist, wie ein junger Hüpfer, der sich über seine Musik in einen Lifestyle hineinfantasiert, der durchgelutschter ist als der Loli-Stil im Munde eines sturen Kindes (darüberhinaus ist »Kush« ganz kurz davor, einfach ein unverschämtes Rashad/Spinn-Plagiat zu sein). Wenn man mal den Anspruch bei Seite legt, dass deutschsprachiger Egofeier-Rap es schafft sich auszudrücken, ohne es als Kopie seiner Vorbilder zu tun, macht »Kirsch« einfach nur Laune. »Gwalla« ist ein Überhit, das Augenzwinkern hinter Autotune-Nummer mit ironischem Kitsch-Anstrich stets zu spüren und der Schmäh über sphärische Cloud-Rap-Bretter entwaffnend. Guter Humor, gute Laune und Gödlife – fehlt nur die eigene, die wirklich gute Idee.
Kirsch