Review Electronic

Conrad Schnitzler

Paracon (The Paragon Session Outtakes 1978-1979)

Bureau B • 2021

Im unermüdlichen Bestreben, vergriffene Meilensteine der 1970er und 1980er Jahre zwischen Avantgarde, Ambient, Krautrock und New Wave wieder verfügbar zu machen, widmet sich Bureau B seit nunmehr einer Dekade auch dem umfangreichen Katalog des 2011 verstorbenen Elektronik-Pioniers Conrad Schnitzler. Dessen Erfahrungshorizont unterschied sich deutlich von dem seines Umfelds: 1937 geboren, irrte er als Achtjähriger durch ein in Trümmern liegendes Deutschland. Die Geräuschkulisse des Kriegs beschäftigte ihn zeitlebens genauso wie die Klangeindrücke, denen er als Maschinenschlosser und Heizer auf Ozeandampfern ausgesetzt war. Ende der Sechziger wurde der Beuys-Schüler zum Mitbegründer des legendären Berliner Undergroundclubs Zodiak und fand, auch inspiriert durch Sendungen des WDR-Studios für elektronische Musik von Herbert Eimert und Karlheinz Stockhausen, als Autodidakt zur elektronischen Musik. Mit Hans-Joachim Roedelius und Dieter Möbius gründet er die Formation Cluster kurzzeitig ist er Mitglied von Tangerine Dream. Anfang der Achtziger prägt er als Dozent an der Hamburger HFBK Musiker wie Holger Hiller und Thomas Fehlmann (beide: Palais Schaumburg, Letzterer: The Orb). In dieser Zeit entstehen seine wichtigsten Soloalben »Con«, »Consequenz« und »Con 3«. Mit »Paracon (The Paragon Session Outtakes 1978-1979)« erscheinen nun erstmals zehn Tracks aus dieser Periode, die Schnitzlers langjähriger enger Mitarbeiter und Vertrauter Wolfgang Seidel in seinem Archiv gefunden hat. Aufgenommen im Paragon Studio von Tangerine-Dream-Member Peter Baumann, belegen sie eindrucksvoll Schnitzlers Ausnahmestellung: Einerseits Bindeglied zwischen E-Musik und Industrial, lässt sich diese Musik keinem Genre komplett zuordnen. Bezeichnend ist vielmehr ihre Nähe zur Bildenden Kunst: Diese autonomen Instrumental-Klangskulpturen machen Schnitzlers Konzept der »freien Töne« förmlich greifbar und reihen sich nahtlos in die Folge seiner zentralen Werke ein