Review Rock

Conrad Schnitzler

Con 84

Bureau B • 1984

Ursprünglich von Conrad Schnitzler 1984 selbst veröffentlicht, hat sich »Con 84« eher dem Wohlklang als der musikalischen Überforderung verschrieben. Das verdeutlicht schon der sakral angehauchte Opener, der einen seltsamen Schönklang entfaltet. Schnitzlers Klangentwürfe wandeln dennoch auf dem schmalen Grat zwischen enervierendem Gedüdel und stringentem rotem Faden. »28.6.84 Blasen« ist eine der Nummern, obendrein mit über sieben Minuten Spielzeit noch die längste, die das konzentrierte Zuhören schwerfallen lässt, zugleich aber die angestaubte Mystik erster Science-Fiction-Streifen ausstrahlt. Gerade die kürzeren Produktionen sind es aber, in denen Conrad Schnitzler seinen Feinsinn für die pittoresken Klanglandschaften der Experimentalelektronik unter Beweis stellte. Warme, langsam anschwellende Töne aus dem Synthesizer drücken dieser Platte entschieden ihren Stempel auf. »X18 # I« hat im Grundtenor beispielsweise etwas von Boards Of Canadas »Roygbiv«, die glockenähnlichen Töne darüber fügen sich betulich ins Klangbild ein. »X18 I« klingt wohl am stärksten nach Ein-Mann-Synthesizer-Klassikorchester, eine Tendenz, die an diesem Album immer wieder zu beobachten ist. Stets schwingt dabei eine Spur Humor mit, sei es in Momenten der Stille, in denen Conrad Schnitzler seine Zuhörer*innen zur Achtung zu gemahnen scheint, oder in überschwänglichen Tonkaskaden, in denen die Gravitas der Klassik ad absurdum geführt wird.