Review Electronic Pop

Com Truise

Silicon Tare EP

Ghostly International • 2016

Com Truises Kollagen aus Drum-Machines und analogen synthetischen Melodien sollen, untermalt von retrofuturistischen Covern, ein Science-Fiction-Epos erzählen. Das Weltall ist groß, man kann es dem Musiker also nicht verübeln, dass seine neue EP nach zwei Jahren Schaffenspause (mit Ausnahme von ein paar Remixes) teilweise ein wenig im luftleeren Raum vor sich her dümpelt. Dabei fängt die »Silicon Tare EP« erfrischend an. Der Opener »Sunspot« ist auf eine verspielte Weise funky und klingt nach dem Instrumental einer seit Jahrzehnten verschollenen Italo-Disco-Ballade. In guten Momenten wirkt die Musik von Com Truise genauso: zeitlos, zwischen Synthpop und Glitch, Nu-Disco und Weltraum. Momente die nach Kano oder Giorgio Moroder klingen, gibt es auch im weiteren Verlauf der EP. Der näherliegende Vergleich für die verbleibenden Tracks wären aber käsige Synthie-Library-Alben mit Titeln wie »Media Technology« oder »Telefax«. »Forgive«, »Diffraction«, der Titeltrack »Silicon Tare« und »du Zirconia« sind mehr von der bekannten Soundästhetik á la heruntergepitchte Snares und spacige Arpeggios, aber die Melodien sind austauschbar, die Arrangements simpel und in die Länge gezogen. Die Titel erinnern an eine uninspirierte Aufbereitung des Vaporwavigen 80er Retro-Sounds für Versicherungswerbespots. Aber »Sunspot« gibt einem zu hoffen, dass sich der Produzent sich hier nur einiger B-Seiten entledigt hat, bevor er mit seinem Album im Herbst neue Galaxien ansteuert.