Wie meta kann Pop eigentlich werden, ohne sich gleich unter einem Sack voll mit Diskurs zu krümmen? Gut zehn Jahre ist es her, dass Akufen im Club seine Antwort gab und Formatradio-Hack im Beatraster zum Schwingen zu brachte. Nun ist es von Montréal nach Baltimore nicht gar so weit; die Zeit, in der Matt Papich aka Co La lebt, ist jedoch eine andere. Im Club als Ort von Pop hat sich die Paranoia eingerichtet, die Subversion von Erwartung gewinnt umgekehrt, im sinnlichen Kontext, eine surreale Komik. So geraten auf »No No« medialer Debris und Alltagsgeräusch, App-Signale und Polizeisirenen, vergiftete PC-Music-Bonbons und Raggamuffin-Rave, Kompressionsartefakte in HD und nicht zuletzt die halbe Exotikabteilung der Percussion-Samplebank – mal wieder alles, was sich auf einer vielbeschäftigten Festplatte findet – ins Fahrwasser loser Dance-Muster (irgendwo zwischen Grime und Bubbling). Daraus entstehen Songs, die soundtrackhaften Sog entwickeln wie »Suffering (Tuesday)«, aber auch Aggregate wie »Noon (Blue)«, die klingen, als seien sie an einer Handvoll seltsamer Pinball-Maschinen eingespielt worden. Meist gelingt sogar beides auf einmal. Auch wird es schon mal abschüssig, wenn auf Filmkonserven-Todesgeschrei getanzt werden will. Dann grüßt die Sardonik eines James Din A4. Dann besieht man sich Fotos von Matt Papich, auf denen er aussieht, als habe der junge Johnny Rotten ihn einst versucht zu kopieren, und fragt sich: Was ist das für einer? Ein Alien, der unsre Gegenwart ins Visier nimmt wie eine Fatima Al Qadiri unsre exotischen Klischees? Diese Präsenz, die mit dem Puls mitläuft, ohne ihn an die Leine zu legen, wirkt jedenfalls sehr lebendig. Das ist ziemlich toll und passt obendrein perfekt auf Daniel Lopatins Software Label
No No