Im Jahr 1996 gingen Cluster auf Tour durch die USA und Japan. Zwei Jahre zuvor war ihr Studioalbum »One Hour« erschienen, ansonsten waren Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius während der Neunziger vornehmlich mit der Arbeit an Soloalben beschäftigt. Vielleicht haben die künstlerischen Alleingänge bei den Musikern, die ja auch als Duo mitunter einige stark besinnliche Ansätze gezeigt hatten, zu einer nochmals vergrößerten Ruhe geführt. Die japanischen Konzerte in Tokio und Osaka, aus denen sich diese Live-Mitschnitte zusammensetzen, sind jedenfalls von einer gesammelten Spannung, die wie das akustische Äquivalent einer Teezeremonie wirken könnte – wäre die Musik von Cluster nicht im Kern so anarchisch, mit Wiederholungen, die eben keinen vorgegebenen Regeln folgen. Ihren digitalen Gerätschaften entlocken sie zielsicher kristalline, oft dezent perkussive Klänge, die nur im Ausnahmefall an klar erkennbare akustische Vorbilder – Klaviertöne etwa – gemahnen. Man mag sich wundern, dass ihre Stücke so konzentriert klingen, als seien sie im Studio entstanden. Doch im Grunde haben Cluster immer improvisiert. Ob sie dabei gerade auf einer Bühne standen, war fast nebensächlich.
Japan Live