Review Rock

Cluster

Cluster 1971 – 1981

Bureau B • 2016

Boxsets dienen in der Regel einem symbolischen Zweck. Mit ihnen will gesagt werden: Hier, die Sache ist abgeschlossen. Oder sie sollen einen Kanon etablieren. Auf die Box »Cluster 1971-1981« trifft beides zu. Ersteres hat den traurigen Grund, dass Dieter Moebius, die eine Hälfte des Elektronik-Duos Cluster im vergangenen Jahr gestorben ist. In der Originalbesetzung wird daher nichts Neues mehr folgen. Und die Auswahl – nach 1981 sind ja noch ein paar Alben von Cluster erschienen – signalisiert: Dies ist ihre entscheidende Phase. Tatsächlich bilden die sieben Alben aus dieser Zeit den Kern ihres Schaffens, das im erweiterten Krautrock-Kosmos ziemlich einzigartig ist. Zugleich zeichnet die Box ihre unterschiedlichen Entwicklungsstadien nach. Vom Proto-Ambient-Industrial von »Cluster 1971« bis zu dem eher abstrakt synthetischen »Curiosum« gab es von Album zu Album neue Ideen, die erprobt werden wollten. Sei es der kunstvoll kindliche Vor-Synthie-Pop von »Zuckerzeit«, der abgeklärt-zurückgelehnte Reduktionismus auf »Sowiesoso« oder die pastoralen Miniaturen von »Cluster & Eno«, einer ihrer Zusammenkünfte mit Brian Eno: Formelhafte Routinen waren ihre Sache nicht. Man kann vielmehr zwei Pionieren auf ihrer sehr eigenen, immer neue verschrobene Kostbarkeiten gebärenden Entdeckungsreise folgen. Und sich mit den zuvor unveröffentlichten Konzertausschnitten in Hamburg (1972) und Metz (1977) davon überzeugen, dass die Autodidakten Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius sich auch live bestens zu helfen wussten.

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