Review Rock

Clarence Clarity

No Now

Bella Union • 2015

Was ist, oder besser: Was ist hier eigentlich nicht los? Ratlosigkeit als erste Reaktion auf das neonbunte »No Now«. Ist das ein ‚N Sync-Abklatsch der Internet-Ära oder große sonische Konzeptkunst? Ein altes Michael-Jackson-Tape restauriert von Oneohtrix Point Never oder doch Prince produziert von Hudson Mohawke? Trifft hier Justin Timberlake auf Die Antwoord oder formen Yeasayer zusammen mit Weeknd eine neue Boyband? Erste Recherchen sind wenig aufschlussreich, führen sie doch meist zum Meme Sudden Clarity Clarence. Die Künstler-Persona erzeugt so vorerst genauso viele Fragezeichen wie der dazugehörige Output. Selbst Buriel war im Gespräch … Klatsch beiseite ist hier gerade die Art und Weise der Aufnahmemanipulation fast so interessant wie diese grellen, seltsam schrottigen Pop-Hits selbst. Abgenutzte Magnetbänder, weißes Rauschen, wild skipende Tracks, fehlerhafte Audiodateien, Systemfehler, -abstürze und -neustarts. In der englischen Presse wurde Clarity als »Ariel Pink des elektronischen Funk« bezeichnet, was nicht nur charmant klingt, sondern sogar zutrifft: sehr eklektizistisch werden verschiedenste Genreversatzstücke nicht gerade mit Samthandschuhen, aber umso charmanter und schräger zusammengewürfelt, was ein nahezu paradoxes Klangbild erzeugt. Darum ist die Antwort auf alle anfänglichen Entweder-Oder-Fragen auch stets: Beides und gleichzeitig keins von beiden.