Skandinavische Sprachen gaukeln einem ja gern vor, man könne sie auch ohne große Kenntnisse verstehen, einfach weil es zum Deutschen die eine oder andere Ähnlichkeit gibt. Das Projekt Civilistjävel!, mutmaßlich aus Uppsala, macht es einem nicht so leicht. Der Titel des jüngsten Albums »Järnnätter« bedeutet übersetzt zwar »Eisheilige«, wörtlich »Eisennacht«, doch was ist mit dem Namen plus Ausrufezeichen? Staatsteufel? Rätselhaftigkeit gehört anscheinend zum Konzept dieses elektronischen Solitärs, der einen zum Auftakt im ersten unbetitelten Track mit Rückkopplungen darauf einschwört, bloß keine Gemütlichkeit zu erwarten. Was auf die volle Länge dann auch wieder nicht ganz stimmt, gleich im nächsten Stück hat man es mit elf Minuten streng reduzierter Groove-Bildung auf sparsamster Flamme zu tun. Die einzige Wärme spendet der etwas raue Synthesizerbass. Oder ist es eigentlich singendes Eis, das man klirren hört? Darüber in Reif gehüllte Ambientmelodien, drunter kaum durchdringendes Klopfen, alles so einnehmend wie eine weite Winterlandschaft. Insgesamt bevorzugt Civilistjävel! gleichwohl mehr das schroff rumpelig Fabrikbandartige, die etwas schrilleren hellen Frequenzen, und er mag Töne, die kurz davor stehen, ins Verzerrte zu kippen. All das aber nie in ausweglose Enge geballt, Klaustrophobiker brauchen diese Musik nicht zu fürchten, es bleibt immer genug Luft und ein wenig Horizont. Man könnte diese Gebilde behelfshalber als postindustrielle Soundscapes bezeichnen, Biotope, in denen unwirtliche Temperaturen herrschen. Trotzdem: Die Aussicht auf den Frühling bleibt, irgendwo tief drin in dieser wunderbar sperrigen Musik.
Järnnätter