Wenn Künstler ihre Stücke nicht betiteln, ist das keine Faulheit. Es ist vielmehr Großzügigkeit gegenüber dem Publikum. Denn von einem Wort, das auf ein Musikstück geklebt wird, ernsthaft eine Bedeutung zu erwarten, die etwas über die Musik aussagt, hat etwas Naives an sich. Letztlich spricht die Musik für sich, der Rest ist Projektion. Was man sich im Einzelnen unter den Nummern I bis XII von »Brödföda«, dem neuesten Album von Civilistjävel! vorstellt, bleibt jedem selbst überlassen. So macht es der Produzent aus Uppsala auf all seinen Platten. Seine Musik drängt sich auch nicht mit irgendwelchen klanglichen Botschaften auf, vielmehr nähert sich Civilistjävel! seinen Ablegern der Clubmusik mit Elementen aus Stilen, die ihrerseits vor allem durch das Diffuse, Nebulöse oder Unterwassertrübe gekennzeichnet sind. Ein paar Federstriche Ambient hier, eine tropfende Handvoll Dub Techno da, und schon hat er einen introvertierten, widerständigen Groove.
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass in einigen Stücken Verstärkung durch Gäste hinzukommt, fern klingende Vocals von Mayssa Jallad etwa oder Saxofon- und Trompeteneinlagen, die im Gesamtbild vor allem als Farbakzente auffallen, selbst dort, wo er sich mit einem Rap von ELDON und Withdrawn oder mit einer Spoken-Word-Performance von Laila Sakini einen ganzen Schwall von Bedeutungsträgern dazu holt. Text ist eben Text. Der Titel des Albums heißt übrigens übersetzt »tägliches Brot«, fair enough. Seltsam anrührend, das Ganze.
Brödföda