Haley Fohr macht als Circuit Des Yeux sehr herausfordernde Musik – so ähnlich könnte das exakte Gegenteil zu Easy Listening klingen. Auch das sechste Album *»-io« ist davon keine Ausnahme und dürfte nicht jedermanns Sache sein. Dramatisch grollende Klavier- oder Orgelakkorde treffen da auf episch-düstere Streicher, die Circuit de Yeux in ihrer Pandemie-Einsamkeit ganz allein für ein 23-köpfiges Orchester arrangierte und anschließend zusammen mit 13 renommierten Musikern aus Chicagos Jazz- und Klassik-Szene nach und nach aufnahm. Traditionellere Songstrukturen, Schlagzeug und Gitarre finden aber trotz aller Experimente ihren Platz auf dem neuen Album. Passend zu den dunklen Tönen sind die Texte gespickt mit apokalyptischen Metaphern von alles verschlingenden schwarzen Löchern, der unausweichlichen Klimakatastrophe und dem bevorstehenden Zerfall der Welt. Zusammengenommen wäre das allein schon starker Tobak, doch die größte Herausforderung stellt wohl Fohrs Gesang dar. Von Geflüster (»The Chase«) und ätherischen, tiefen Registern steigert sich diese besondere Stimme oftmals innerhalb eines Songs hin zu Opernarien-Grandezza mit viel Vibrato oder sogar nackenhaareaufstellendem Kreischen (»Stranger«). Wer sich auf diese dunkle Extravaganz einlässt, kann von »-io« durchaus interessante Dinge mitnehmen – für viele nicht ganz so offene Geister werden Fohrs Vocals wohl mit fortlaufender Spielzeit mehr und mehr zur nervenaufreibenden Challenge. So oder so hat die experimentelle Kunst von Circuit Des Yeux gewonnen, die ja gerade anstrengend sein soll und bloß nicht allen gefallen will; Un-Easy Listening eben…
-IO-