Wann hast du dich das letzte Mal getraut, Facebook zu öffnen, um dich pflichtbewusst bei den beiden Menschen zu bedanken, die dir jedes Jahr auf der Pinnwand (sic!) zum Geburtstag gratulieren? Danke, Jürgen. Warum nicht gleich einen Abstecher in den Newsfeed machen, um zu sehen, wie der Account eines ehemals wichtigen Musiksenders zielgruppengerecht ein Sharepic serviert, auf dem zu lesen ist, wie die Musik ihrer Kindheit einfach die geilste war. Zwei Posts weiter weiß die Tante eines Schulfreundes, dass sie die Kugel Eis noch für 50 Pfennig bekommen hat und die Zeiten viel besser waren.
Von der muffigen Boomer-Rhetorik zum warmen, den Sommer verlängernden House, den das Hamburger Label Smallville groß gemacht hat, ist es nur ein Stück. Die Kombination des Albumtitels »Better Times« mit der auf dem Cover abgebildeten 99-Cent-Pizza lässt aber immerhin eine harmlose Sehnsucht nach der Vergangenheit aufkommen, die der Retro-House auf Christopher Raus drittem Longplayer erfüllen will.Mit Euphorie in den Augenwinkeln klopft man sich auf die Schultern, wenn man sich High-Hand-Tracks wie »Thank You«, auf dem sich Vocal-Samples und Taiko Saitos Marimba die Ehre geben, und Kuschelnummern fürs Herz wie »Burning Snake1 anhört.
Better Times