Es ist eine große Platte des Eigentlich. Denn eigentlich wäre dieses Album ja ein ganzes Stück, ein pausenloser Rausch, der sich über elf Songs zieht, eine Komposition voller Anmut und Schönheit. Doch Christina Vantzou mit diesem hässlichen Wort zu kommen, verbietet sich. Mit dem ersten Ton von ihrem zweiten Album »No.2« eigentlich. (Pardon.) Die Künstlerin aus Brüssel, die schon mit einer Hälfte der Ambient-Helden Stars Of The Lid zusammengearbeitet hat, vertraut hier vollständig auf organische Klänge, auf verlassene Klaviere, auf taumelnde Streicher und drückende Soundflächen. Dabei bleibt alles schön im Kammermusikbereich, es fällt nichts in den Orchestergraben. Vantzou hat dieses Album wie ein Labyrinth aufgebaut, die Spuren führen mehr und mehr in den Kern, die Mitte, das Licht. Während sich in »Vancouver Island« noch für einen kurzen Moment eine Stimme in den Vordergrund schleicht, um gleich wieder zwischen den Instrumenten zu verschwinden, baut »Sister« sich dann auf, unterstreicht seine Melodie dicker und dicker – ohne allerdings in Bombast auszuufern. Vielmehr ziehen sich die einzelnen Töne wie Ranken in die Höhe, heben den ganzen Track ein Stück nach oben. Alles was vor diesen beiden Songs kommt, war nur der Weg dorthin, alles was danach kommt, ist engelsgleicher Geleitschutz, der einen aus diesem Album wieder hinausbefördert, aufsetzen lässt in der Realität. Denn es fällt am Ende doch ziemlich schwer, einzelne Songs hervorzuheben, dafür hat Vantzou »No.2« zu strukturiert, hat den Instrumenten ihren natürlichen Fluss gelassen. Ambient, ein bisschen Klassik, ein bisschen Postrock. Durchdringend, klar, direkt, schnörkellos. Kein Einspruch, keine Abschwächung. Einfach ein wunderschönes Stück Musik.
No. 2