Review Electronic Klassik

Christina Vantzou / Michael Harrison / John Also Bennett

Christina Vantzou / Michael Harrison / John Also Bennett

Séance Centre • 2022

Strukturierte Improvisation, die sich nordindische Ragas zum Vorbild nimmt und dabei auf die – derzeit wieder sehr hippe – Stimmtechnik der Just Intonation für Klavier zurückgreift: Es klingt erstmal sehr wild, was sich das Trio Christina Vantzou, Michael Harrison & John Also Bennett für diese acht Stücke zum Ausgangspunkt genommen hat, erst recht, weil Erstere als Performerin kaum in Erscheinung tritt und Harrison am Piano und Also Bennett am Modularsynthesizer eher als Field-Recording-Lieferantin und, laut Begleitschreiben, »Beobachterin« fungierte. Die Musik an sich ist allerdings alles andere als rätselhaft. Das ruhige Spiel Harrisons ist trotz der vermeintlichen Misstöne – die reine Stimmung wird vom westlich konditionierten Ohr bisweilen als schräg aufgenommen – selbst bei gehobener Geschwindigkeit wunderbar entspannt und wird von Also Bennett in einem dezenten Klangbett kontextualisiert. Bisweilen erinnert das an die mäandernden Improvisationen von The Necks, hätte die Gruppe ihre Zutaten aufs Wesentlichste eingekocht, dann wieder natürlich an die New-Age-Musik, die sich von klassischer indischer Musik – drei der Stücke sind Neuinterpretationen tradierter Ragas – inspirieren ließ. Der für das Artwork verantwortliche Künstler Parul Gupta spricht von dieser Musik als einer »Erweiterung von Stille« und treffender ließe sich das nicht sagen. Die Welt steht still, wenn sie dahinfließt.