Review

Christian Wallumrød

Pianokammer

Hubro Musik • 2014

In Skandinavien hängt das Weltall offenbar besonders tief. Und weit hinaus in die kalt schimmernde Leere zieht der Magnetismus anschlagsberaubter, unauslotbarer Akkorde. Irgendwo zwischen Saturn und Sirius dann: Die Pianokammer. Die kleine Blechbüchse einer kuschligen Bar, in der das Instrument in sanftem Trab irgendwo zwischen Meredith Monk, Hans-Joachim Roedelius und Blues von Sommerwiesen erzählt, die wir nie wiedersehen werden. Unser Blick schweift hinaus: ist das Anton Weberns Stern, der uns da zuzwinkert? Oder der von Mika Vainio? Schließlich haben wir grade mal eben ein paar Jahrtausende zwischen uns und alle die wir je kannten gepackt. Die sind jetzt alle da draußen, glitzernd wie Fische, die jetzt wohl durch tropische Wasser schwärmen, wo einst norwegisches Gas und Öl gefördert wurden. Wieder sinken wir in den schaukelnden Sattel der Erinnerungen zurück, der uns unmerklich in die Nacht hinausträgt, in der uns alsbald dämmert: Es gab nie eine Pianokammer. Das All hängt nur einfach zu tief. Mit der Leichtigkeit eines Taschenspielers blendet Christian Wallumrød kosmische Ewigkeit und menschliche Wärme ineinander, und ganz gleich, ob sein Programm so oder ganz anders aussah: es handelt sich hier um eine Vermählung von Melodie und Experiment, die ganz besonders insprierend wirkt. Zum einen, weil Wallumrød sich trotz Soloklavier-Anmutung feines Tricksen erlaubt. Editing, Overdubs, verschiedene Aufnahmetechniken, Wechsel der Flügel öffnen das Klangbild und wirken dabei genauso natürlich wie die fast minimalistisch schlanken Konstruktionen der sechs Stücke. Zweitens verbindet sich diese Öffnung mit der spielerischen Einfachheit der Musik, beides zusammen erscheint wahrhaftig und doch schwerelos. Ein überraschendes und dabei rundum meisterhaftes Solodebut, nämlich ein spätes: Neben weitreichenden Einflüssen von Gospel und Folk bis Neuer Musik ist auch jahrzehntelange Erfahrung eingegangen, die Wallumrød in vielerlei Kollaborationen und Bands gesammelt hat, nicht zuletzt auch mit dem eigenen Ensemble, das mit einer Serie von Alben auf ECM zuhause ist. Klar, dass auch hier gerne mehr Alben folgen dürfen.

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