Wer sich von Chicagos »Hard to Say I’m Sorry« nicht – und sei es gegen den eigenen Geschmack – auch nur für einen kurzen Moment erweichen lässt, hat kein Herz. Ob das Christian Fennesz und Jim O’Rourke genauso sehen, kann an dieser Stelle zwar nicht beantwortet werden. Zumindest aber erweisen die langjährigen musikalischen Weggefährten dem Song mit ihrem ersten reinen Duo-Album »It’s Hard For Me to Say I’m Sorry« gleich mehrfach ihre Reverenz: Neben dem Albumtitel führen auch die beiden je eine Schallplattenseite langen Stücke »I Just Want You To Stay« und »Wouldn’t Wanna Be Swept Away« ein Zitat aus diesem ersten weitgehend elektronisch produzierten Hit der beliebten Jazzrock-Band im Namen. Musikalisch wäre damit zugleich die stärkste Verbindung benannt, die sich von Chicago zu Fennesz und O’Rourke ziehen lässt: Denn die zwei Experimental-Großmeister artikulieren sich erneut mit elektronischen bzw. elektroakustischen Mitteln, die sie von sanft leuchtenden Harmonie-Kristallen bis zu eruptiven Dissonanzsplittern in einen kräftigen, diskret minutiös strukturierten Fluss bringen. Es ist eine große Geste, die sich als lässig Dahingeworfene tarnt. Und ob als Witz oder als Ehrerbietung – oder beides – gemeint: Der Titel ist ziemlich klasse.
Jim O’Rourke
Hands That Bind OST
Drag City