Haiti und Belgien sind knapp 7.500 Kilometer voneinander entfernt, Chouk Bwa & The Ångströmers überqueren diese Distanz in der Regel aber innerhalb von nur wenigen Minuten. Seit rund sieben Jahren kollaborieren die Vodou-Band und das Industrial-Dub-Duo mittlerweile miteinander, »Somanti« ist das bereits das zweite Album in diesem transatlantischen Austausch. An seinem Anfang stand eine ausgedehnte Tour im Frühling 2022. Wo andere Bands zwischen Gigs gelangweilt aufs Smartphone starren oder die Sehenswürdigkeiten von Stadt XY im Schnelldurchlauf passieren, organisierte das Klüngel zwischen den einzelnen Tourstopps lieber ausgedehnte Songwriting-Camps und brachte das entstandene Material direkt ins Studio – innerhalb eines einzigen Tages war das komplette Album aufgenommen. Die aus dem Moment heraus geborene Energie ist dem Resultat ebenso anzuhören wie die nuancierte Ausarbeitung des Ausgangsmaterials während der Tour-Downtime merklich wird: Die auf den Rhythmen zu Vodou-Zeremonien basierenden, mit kreolisch-haitianischen Sprichwörtern durchsetzten Stücke sind ebenso roh wie ausdifferenziert. Die analoge Produktion der Ångströmers gibt dem buchstäblich organischen Sound von Chouk Bwa – Holz, Felle, Tierhörner, you name it – Tiefe wie Rauheit gleichermaßen. »Somanti« klingt wie der Atlantik, der zwischen der Küstenstadt Gonaïves und der Kleinmetropole Brüssel liegt: wild und ungestüm, aber doch seinen eigenen, fast mystischen Gesetzen folgend. Im positiven Sinne überwältigend.
Somanti