Mit seinem »first orchestra rap album« begibt sich Gonzales erstmals in die Obhut eines anderen, nämlich seines Bruders, dem Filmkomponisten Christophe Beck, und dies ist für ein Ego vom Ausmaße des kanadischen Pianisten und Rappers ein künstlerisch bedeutsamer Schritt. Denn während er zwar die Kompositionen und grundlegenden Strukturen der Songs liefert, ließ er seinem Bruder freie Hand bei der Ausgestaltung der Arrangements und damit der Dynamik von The Unspeakable Gonzales. Herausgekommen ist ein üppiger Soundtrack, der von Jaws (dt. Der weiße Hai) bis Braveheart keine Reminiszenen an die Filmgeschichte scheut und sie bewusst einsetzt und nie versucht zu kaschieren, was der Platte einen aufrichtigen Charakter verleiht. So gelingt es Gonzales trotz des üppigen Überbaus eine sehr intime Atmosphäre zu schaffen – was sicherlich schon immer zu seinen Stärken gehört hat. Beans, der Höhepunkt des Albums, ist so etwas wie eine triumphale Abrechnung mit der Überzeugung, dass »Musiker Sozialisten sein müssen«, während vom Jaws-Opener bis zur Bollywood-Reminiszenz Party In My Mind spielerisch die Möglichkeiten der konzeptuellen Konstellation der Platte ausgelotet werden. Die dennoch stets erhaltene Intimität nutzt der Meister für einen Crashkurs in eigener Sache und reflektiert die vergangenen zehn Jahre seines eigenen Schaffens. Am Ende kehrt er mit der einfachen und ebenso bissig-sarkastischen Forderung Shut Up And Play The Piano zurück zu seinen Ursprüngen und setzt sich ans Klavier.
The Unspeakable Chilly Gonzales