Review Klassik

Chilly Gonzales

Solo Piano II

Gentle Threat • 2012

Als bekannt wurde, dass Tausendsassa Jason Beck, derzeit besser bekannt als Chilly Gonzales, eine Fortsetzung seines »Solo Piano«-Albums von 2004 veröffentlichen würde, waren die Reaktionen zunächst eher skeptisch. Man interpretierte hier und da dieses anstehende Release als eine Art Verzweiflungstat, nachdem die darauffolgenden Alben – also den enttäuschenden und gefloppten Versuch, mit »Soft Power« Radio-Pop zu machen, die teilweise Rückkehr zu alter Stärke mit Boys Noize und dem Soundtrack-Album »Ivory Tower« und dem natürlich aufwändigen, aber nicht weltbewegenden »The Unspeakable Chilly Gonzales« – nie wieder die Form und natürlich auch den Erfolg von »Solo Piano« erreichten. Klar macht es Spaß, den »Entertainist« beim rappen am Piano ausrasten zu sehen, doch was die Leute tatsächlich hören wollen, ist, wie der studierte Jazz-Pianist die Tasten streichelt und Kompositionen zu Tage fördert, die ihm Vergleiche mit Piano-Göttern wie Erik Satie oder Francis Poulenc einbrachten. Die hatte er nämlich nach dem Release von »Solo Piano« zu Recht erhalten. Und diese Vergleiche werden ihm auch bei »Solo Piano II« wieder sicher sein. Er ist kein großer Sänger, er ist der schlechteste Rapper aber seine zärtlichen, stets kurz gehaltenen Stücke, die trotz allen Minimalismus melodisch so einprägsam bleiben (»Othello«!) sind schlichtweg das Beste im gesamten Oeuvre dieses großen Pianisten. Demnach ist auch »Solo Piano II« nicht besser oder schlechter als sein älterer Vorgänger – es ist einfach die bestmögliche Fortsetzung.