Der geborene Entertainer und das (zurecht) selbst ernannte »musical genius« verfolgt mit »Chambers« seinen mit den beiden Solo Piano-Alben eingeschlagenen Pfad in Richtung Klassik weiter. Nach den Etüden für Piano-Wiedereinsteiger macht Gonzales nun zusammen mit dem seit Langem auch live erprobten Hamburger Kaiser Quartett, der Titel deutet es bereits an, Kammermusik. Deutlich geschult an klassischen Vorbildern wie Mendelsohn, Brahms und vor allem Schubert, widmet er viele Stücke (neben John McEnroe, Rick Ross oder sich selbst) gezielt bestimmten Komponisten. Sein Klavierspiel ist dabei gewohnt minimalistisch und ideenreich, durchaus virtuos und stets harmonisch. Missklänge werden ebenso wenig geduldet wie moderne Kompositionsansätze. Für Gonzales scheint, zumindest auf diesem Album, mit der Romantik die Musikgeschichte stehen geblieben zu sein. Den Streichersätzen hört man an, dass er mit solchen Partituren wenig Erfahrung hatte und ihn gerade das herausforderte. Oft sind das effektive Staccato-Motive, die mit langgezogenem Legato kontrastiert werden. Zum Ende hin wird mit Flöte und Horn nicht nur die instrumentelle Palette erweitert, Chilly singt auf »Myth Me« zudem erstaunlich herzerweichend. Zu Schuberts Zeiten wäre »Chambers« sicherlich Pop gewesen. Ob es heute ebenfalls dazu taugt, wird sich zeigen – wenn einer es schafft, Kammermusik zurückzubringen, dann Chilly!
Chambers