Review Hip-Hop

Childish Gambino

Camp

Glassnote • 2011

In den USA kennt man Donald Glover v.a. als Schauspieler und als teils nerdigen, teils derben Stand Up-Comedian. Dass Glover allerdings nicht nur der lustige Alleinunterhalter ist, beweist er gerade als Childish Gambino mit seiner LP Camp. Hier zeigt sich Glover auch als nachdenklicher und ernster Mann, dem vieles auf dem Herzen liegt: die Vergangenheit, die Identität, der eigene Erfolg und damit verbundene Erwartungshaltungen. Diese Themen verarbeitet Childish Gambino außerordentlich eloquent und stilistisch versiert wie eine Passage aus All The Shine zeigt: »Niggas keep asking on whether this dude’s for real or not. I’m not trying to come hard, I’m trying to come me«. »Cheesy« mögen die einen sagen, »ehrlich« andere. Aber nicht nur dass: auch alle Gesangsparts sowie alle Beats auf der LP kommen von ihm, was sein außenordentliches Talent unterstreicht. Gekonnt schnappt er sich aus aktuellen Strömungen im Rap das Beste und baut daraus ein neues, hörenswertes Ganzes. Wer sich jetzt sorgt, dass man sich mit Camp den Seelenstriptease des Donald G. holt, der sei an dieser Stelle beruhigt: Immer wieder scheint auch durch, dass der 28-jährige ein lustiger und selbstironischer Entertainer ist. Dann kommt der oben erwähnte Nerd in ihm hervor, der sich viel Inspiration aus dem Internet zu ziehen scheint. Dass man auf »Camp« nicht alles zu ernst nehmen sollte und nicht jede Textzeile auf die Goldwaage zu legen braucht, zeigt schon der Name der LP. Camp ist eine Kultur der puren Überzeichnung, an der sich seinerzeit schon Oscar Wilde bedient hat – und zudem ein weiterer Hinweis auf Donald Glovers Intelligenz.