Review

Chicks On Speed

Artstravaganza

Chicks On Speed Records • 2014

Tape des Jahres 2024

Chicks On Speed sind so etwas wie die weiblichen Goldenen Zitronen der elektronischen Tanzmusik: Unermüdlich antikapitalistisch agitierend versuchen sie stets ihre Musik an verwandte Kunstdisziplinen anzubinden und so zu erweitern. Doch wo sich die Goldenen Zitronenvor allem auf das Theater konzentrieren, suchen Chicks On Speed auch bei Architektur, Mode, Design oder visueller Kunst mögliche Anknüpfungspunkte. So liest sich die Liste der Kollaborateure auf dem neuesten Werk »Artstravaganza« eher als hätten Melissa Logan und Alex Murray-Leslie eine Ausstellung kuratiert als ein Electroclash-Album aufgenommen: Julian Assange, Francesca von Habsburg, Yoko Ono und Peter Weibel sind u.a. mit dabei. Aus dem Inneren des Kunstbetriebes versuchen sie wie eh und je diesen mit subversiven Strategien und systemkritischen Parolen anzugreifen. Auch ihrem manchmal nahe am Kreischen angesiedelten Skandieren sind die beiden treu geblieben: »Utopia!« oder »Smash The System!« heißt das dann konkret – und klingt fast etwas altbacken. Dabei werden Chicks On Speed (wiederum ähnlich der Goldenen Zitronen) mit dem Vorwurf konfrontiert werden, sich durch ihre Arbeit einer Komplizenschaft mit eben diesem kritisierten Schweinesystem schuldig zu machen. Doch anstatt tatsächlich einen Systemsturz herbeimusizieren zu wollen, ist das Ziel von Chicks On Speed viel eher, möglichst facettenreiche Multimediakunst zu schaffen, ohne gleichzeitig auf politische Inhalte und deutliche Haltungen zu verzichten.

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