Cheri Knight ist so eine Künstlerin, deren Geschichte sich gut und gerne jemand hätte ausdenken können: Als Schülerin kommt sie mit John Cage in Berührung, bringt sich selbst ein paar Instrumente bei und macht nach einem Studium der Philosophie und Musik erstmal wieder Pause, bevor sie in den späten 1970er Jahren ein weiteres Studium der Komposition aufnimmt. In dieser Zeit experimentiert sie zunehmend mit ihrer eigenen Stimme, ungewöhnlichen Kompositionstechniken und vor allem dem Studioequipment ihrer Universität. Heraus kommen nach einem fruchtvollen Aufeinandertreffen mit Pauline Oliveros ein paar Compilation-Beiträge Anfang der 1980er Jahren und dann schließlich … nichts weiter, bis Pete Swanson und Jed Bindeman vom RVNG-Intl-Reissue-Ableger Freedom to Spend an die Tür klopfen. Jetzt liegt mit »American Rituals« eine Werkschau in sieben Stücken vor und die hätte sich so leicht niemand ausdenken können. Tatsächlich sind nicht wenige der Stücke wohl eher spontan im Studio denn am Reißbrett entstanden – lebendig genug klingen sie allemal. Knights im Kanon arrangierte oder als bisweilen sehr herausfordernde Sound Poetry angeordnete Vocals erinnern bisweilen an die Stimmexperimente von Labelmate Pamela Z. Das Ganze umweht allerdings ebenso der Hauch des freudvollen Amateurismus, den John Peel einst in der britischen Post-Punk-Bewegung bewunderte. Und »Tips on Filmmaking« erinnert mit seinen verzahnten Melodien und Fantasiesprachengesang doch glatt an das Frühwerk einer Midori Takada oder die »Tropical Drums of Deutschland«. Die stilistische Bandbreite ist kurzum enorm, die Handschrift aber stets unüberhörbar. Ein Jammer, dass Knight nach dem Jahr 1984 kaum noch mehr aktiv war, nur hier oder dort in Bands aktiv war und ansonsten … ja, eh klar, Ziegen hütete.
American Rituals