Review R&B und Soul

Charles Stepney

Step On Step

International Anthem • 2022

Mit 45 Jahren an einem Herzinfarkt zu sterben, ist nicht besonders üblich, bleibt manchen gleichwohl nicht erspart. Der Produzent Charles Stepney wurde 1976 so aus seinem Leben gerissen, als er gerade mit Earth, Wind & Fire deren Album »Spirit« produzierte. Es war das dritte Album, das er mit der damals funkigsten Funkband der Welt aufnahm, zuvor hatte er mit Musikern wie Muddy Waters, Minnie Ripperton oder Terry Callier zusammengearbeitet. Orchesterklänge waren für ihn keinesfalls tabu, daher ist die Musik auf »Step on Step«, dem postumen Solodebütalbum des Multiinstrumentalisten, umso erstaunlicher. Was Charles Stepney von den späten Sechzigern bis in die Siebziger in seinem Kellerheimstudio ganz allein einspielte, ist im Vergleich zu seinen Studioproduktionen auf das Nötigste reduziert. Vieles Originale aus Stepneys Feder, Skizzen für Songs, die im Grundgerüst zu hören sind. Der Großteil des Materials ist dann in diesem Stadium verblieben. Einige Earth, Wind & Fire-Nummern sind ebenfalls darunter, »That’s the Way of the World« etwa und »Imagination«, in instrumentalen frühen Entwicklungsphasen zu hören. Einem Klassiker Stepneys, den er mit seiner Band Rotary Connection einspielte, »I Am the Black Gold of the Sun«, ist ebenfalls beim Entstehen beizuwohnen, der Titel lautet hier knapp »Black Gold«. Herausgegeben haben diese Groove-Konzentrate seine Töchter Eibur, Charlene und Chanté Stepney. Sie sind zwischendurch sogar zu hören, mit Erinnerungen an ihren Vater oder einem kurzen Austausch zur Frage, wie man die Synthesizermarke Moog nun richtig ausspricht. Vermutlich in erster Linie für den professionellen Nerd gedacht, aber auch interessant für alle anderen, die R&B mögen.