Wenn man mit über 60 Lenzen noch die Chance zu seinem Debüt-Album bekommt, dann hat man es a) im Leben nicht gerade leicht gehabt und b) sicherlich verdient. Eine Feststellung, die so auch auf Charles Bradley zutrifft. Den Großteil seines Lebens fristete der in Florida geborene, in Brooklyn aufgewachsene Sänger ein Nomadendasein, bereiste das ganze Land auf der Such nach Arbeit und brachte es doch nur bestenfalls zum Teilzeitmusiker. Ausreichend Zeit, Frustration und Enttäuschung in kreative Energie umzuwandeln, aber auch einige interessante Bekanntschaften zu machen. Thomas Brenneck, seines Zeichens Gitarrist, Produzent und Band-Leader der Menahan Street Band, gehört zu diesen Bekanntschaften. Booom! Wir schreiben das Jahr 2011 und James Brown, von dem Bradley 1962 im Apollo Theater mit Musik angefixt wurde, lebt eben doch noch. Nicht ganz so energisch, nicht ganz so zappelig, nicht ganz so viel Sex, vielleicht ein wenig mehr Leid, aber in wunderbarer Rohheit und Intensität. Die Herren der Menahan Street Band sind eh dufte und Meister ihres Fachs, was die Faszination ihrer Arrangements noch bestärkt. Eindringliches Stück Soulmusik. »Why is it so hard to make it in America?«
No Time for Dreaming