Manche Künstler produzieren das gleiche Kunstwerk wieder und wieder. So wie die amerikanische Songwriterin Chan Marshall. Denn »Covers« ist zwar ihr elftes Studioalbum, aber halt auch die dritte Platte von ihr, die fast nur aus Stücken anderer Künstler besteht. Chan Marshall kehre als **Cat Power das Innere dieser Fremdkompositionen nach außen, schreibt die Kritik. Sie könne einfach nicht so gut Gitarre und Klavier spielen, weswegen sich alles so rudimentär anhöre, sagt Marshall. Tatsächlich liegt die Qualität ihrer Musik auch viel mehr in ihrer Intensität. Denn die 49-Jährige schafft es auch dieses Mal: Die zwölf Stücke hören sich alle an, als wären sie Originale von Cat Power. (Was zumindest bei »Unhate« stimmt, weil es ein Cover ihres eigenen Songs »Hate« ist.) Aus Bob Segers Rock von »Against the Wind« wird dunkles Stück. Das Piano taumelt im Refrain. Die Spannungskurve zieht Marshall mehrmals hoch, nur um sie in Sekunden fallenzulassen. Die ursprüngliche Melodie liegt darunter begraben. Auch Frank Oceans »Bad Religion« verfremdet Marshall, bis es niemand mehr erkennt. Aus der Melancholie wird Trotz. Aus dem Drama wird Nachdenklichkeit. Cat Powers Musik ist dabei so eigen, so klar erkennbar ein Ausdruck eben von ihr. Was auch an ihrer Stimme und ihrem einnehmenden Gesang liegt. Auf »Covers« finden sich keine Interpretationen. Das hier sind Marshalls Songs. Nur hat sie eben mal vor ein paar Jahren oder Jahrzehnten wer anders gesungen. Hier wird nichts nach außen gekehrt, hier wird nichts runtergebrochen, keine Essenz hervorgeholt. Marshall ist am Ursprung dieser Songs. Mit einer unglaublichen Klarheit. Songs, wie sie nur Marshall spielen kann. Bis zur nächsten Wiederholung dürften diese zwölf Stücke als Seelentröster reichen. Für Publikum wie Künstlerin.
Covers Black Vinyl Edition