»Im a three legged dog / Workin’ with what I got / And part of me will always be / Lookin’ for what I’ve lost« – possierliche Tiermetapher und wehmütige Melancholie gehen auf Cassandra Jenkins’ zweitem Album mit spektakulär langem Namen Hand in Hand. Instrumental erklingt Indie, dessen Aktionsradius sich zwischen der etwas aufgeweckteren Haley Bonar und der introvertierten Simone White einpendelt. Jenkins, Tochter amerikanischer Fähr- oder Kreuzfahrtschiffsmusiker*innen und in Brooklyn ansässig, blickt aber nicht nur nach innen, sondern nimmt Rollen ein. Wie etwa auf dem gelungenen »New Bikini«, das die Story eines Fischers ausrollt. »Hard Drive« hingegen beginnt mit New-Age-Sprechakt und -Klangteppich und entwickelt sich mit Saxophon-Ornamenten, langsam einsetzenden Klavier-Akkorden und Drums zum Kernstück des Albums. »The mind is just a hard drive«, verknotet die Indie-Musikerin das rustikale, verwitterte Tau ihres Genres mit Mensch-Maschine-Gedanken, die überraschen. Jenkins beherrscht zudem Wortspiele, lässt anschließend eine Autofahrt zum buchstäblichen »hard drive« werden. Das wirkt einerseits etwas wohlfeil und naiv. Jenkins transportiert ihre Texte, Rollen und Volten aber mit einer Glaubwürdigkeit, dass sich Grey’s-Anatomy-Assoziationen verbieten. Das gilt auch für die introspektive Ballade »Ambiguous Norway«, die das dumpfe Highlight des Albums darstellt, oder für den ausufernden Closer »The Ramble«. Fließende Bewegung erklärt Cassandra Jenkins zum übergeordneten Thema ihrer Musik, friert Momente dabei deskriptiv ein und beschwört aus ihnen fortlaufend Neues hervor.
Cassandra Jenkins
My Light, My Destroyer
Dead Oceans