Review Rock

Caspar Brötzmann Massaker

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Southern Lord • 2020

Schwere Gitarren, Feedback-Wogen, ausufernde Strukturen, wuchtig bollerndes Schlagzeug, ein Noise-Sperrfeuer, aber in Blues grundiert – eine Musik, die kaum eindeutiger in den 1980er Jahren zu verorten wäre. Die Melvins oder die Swans können einem da einfallen, nach Jimi Hendrix natürlich, der mit seinen Ideen, was mit einer elektrischen Gitarre so anzufangen wäre, nicht nur das Instrument, ja nicht einmal nur den Lauf der Rockmusik ein für allemal veränderte. Dass im Falle Caspar Brötzmanns noch eine andere große ästhetische Revolte zumindest eine biografische Rolle spielt, sei ebenfalls noch erwähnt: Peter Brötzmann einer der Granden des europäischen Free Jazz ist Caspars Vater. Anders als jener verschwand der Junior nach einer Reihe seinerzeit durchaus Aufsehen erregender Alben irgendwann von der Bildfläche, während der Vater unermüdlich weiter wütete. Das Label Southern Lord sorgte nun für eine Wiederbegegnung mit dem Werk Brötzmanns, des Jüngeren, und seiner Band Caspar Brötzmann Massaker. »Home« ist dabei die letzte in der Reihe der fünf Neuauflagen. Dass damit ein verkannter Klassiker geborgen wurde oder wirklich »einer der einzigartigsten und innovativsten Gitarristen der letzten 40 Jahre« wiederentdeckt, wie das Label verlauten lässt, ist damit nicht unbedingt gesagt. Mehr als nur interessant ist die neue Beschäftigung mit diesen Alben aber schon. »Home«ist dabei in sich schon eine Wiedervorlage: Die Stücke hierauf erschienen allesamt schon auf früheren Alben. Sich auch hier die Freiheit zu nehmen, das einst Dokumentierte vehement neu zu überschreiben, steht auch repräsentativ für einen Gestus, für den Brötzmann so steht wie die Rock-Eigenbrötler von den Melvins. Ein Zugang, der damit auch zeitgeschichtliche Relevanz hat.