Carrier ist kein neuer Act, der mit seinem düsteren, rasanten Breakbeat-Sound aus dem Nichts auf der Bildfläche auftaucht, beileibe nicht. Zuvor und sehr lange unter dem Pseudonym Shifted bekannt, hat Guy Brewer sein altes Alias begraben und wendet sich von der geraden Bassdrum ab. Schade, werden sich da einige denken. Aber so richtig enttäuscht muss das Gefolge gar nicht sein, denn der Avian-Gründer hatte erstens genug Zeit, um sich als Techno-Act auszutoben, und macht zweitens in ziemlich derselben musikalischen Grundstimmung weiter wie bisher. Soll heißen: Der Sprung von lebensverneinenden Techno-Rollern zu lebensverneinenden Polyrhythmus-Monstern mit schwierig nachzuvollziehenden Zählzeiten ist so groß doch gar nicht.
Beim eröffnenden Titeltrack drängen sich sogleich Autechre-Assoziationen auf, deren flirrende, insektoide Nonkonformität Brewer mit metallischem Gedengel vermengt. Auch die restlichen drei Titel klingen gehetzt und eignen sich mit ihrer sinistren Grundstimmung optimal als musikalische Untermalung für einen Horrorfilm. »The Cusp« stiftet mit seinem abgehackten Chords Unruhe, der »Trooper« pirscht sich durch eine sirrende Umgebung, die trotz ihrer Sterilität zu leben scheint. Das Repertoire, aus dem Carrier schöpft, mutet dabei künstlich verknappt an. Wo beispielsweise Answer Code Request seinen Tracks Katharsis gewährt oder Pessimist aus ähnlichen Zutaten überwältigende Clubtracks braut, sucht Brewer sein Heil in der manischen Kopflastigkeit.
Fathom