In Memphis, Heimat der Kassetten, Knarren und Kuhglocken, gilt Carmike als vergessene Legende – kein Wunder, wenn man 21 Jahre im Gefängnis gesessen hat. Zur Mythenbildung trugen nicht nur seine Verurteilung wegen eines Tötungsdelikts bei, sondern auch seine Crew G-Style aus dem Schoß der Gimisum Family. Lange blieb es beim Album Comin At Yo Ass, bis Carmike 2015 direkt ins Memphis-Rap-Revival entlassen wurde und mit Hilfe von Tape-König Skinny Finsta ein zweites Album veröffentlichte. Comin At Yo Ass aber bleibt, gerade wegen seiner untergründigen Soundqualität, das gesuchte Sammlerstück: Mit Cognacflasche in der Rechten und Waffe in der Linken schlittert der Three-6-Mafia-Affiliate zeitlos über Prä-Trap-Beats von Juicy J, DJ Paul oder Skinny Pimp, als wäre das tägliche Leben in North-Memphis ein einziger Schlachtfeldzug.
Die Lo-Fi-Kulisse ähnelt eher einem Groschenroman im Milieu als dem üblichen Horrorfilm-Moodboard – eine willkommene Abwechslung für 2025-ohrenmüde Memphis-Rap-Fans. Inhaltlich bleibt Carmike auf bekanntem Terrain: Reim, Rausch und Randale bestimmen die Tracks. »Now, visit the land of the hot, just drop, in a pool full of blood/ Wrap you up in a knapsack and drop you off in the woods«, heißt es etwa auf »Gangsta Sh*t«. Comin At Yo Ass ist Ego-Shooter-Prosa im Hihat-Gewitter – aufgenommen unter einem Hochbett von Skinny Pimps Tante. Faszinierend und abstoßend zugleich, aber vor allem ganz schön creepy.

Comin' At Yo Ass