Auf Call Supers Dance-Platten befinden sich Tracks mit Namen wie »All We Have Is Glue« oder »All We Have Is Speed«, die ihr selbstzerstörerisches Rave-Ethos schon im Namen tragen. Auf Albenlänge hingegen taucht der Exzess in Joseph Richmond Seatons Musik unter die Oberfläche ab. Seit »Suzi Ecto« aus dem Jahr 2014 füllt er das Langspielformat mit charakteristischen Free-Jazz-Trompeten, possierlichen Melodieläufen, die sich in vereinzelten Reprisen spiegeln, und akustischem Schlagwerk. Weniger aufgekratzt als die Clubtracks klingt das dennoch nicht, vielmehr ist die überfällige Psychose bereits eingetreten, und die Hörerin:innen dürfen an der Manie, am letztendlichen Kollaps des musikalischen Ichs teilhaben.
Auf »Eulo Cramps« geht der mit titelgebenden Krämpfen einher. Das »Eulo« steht für »You Are Low« – der Morbidität sind damit Tür und Tor geöffnet. Der Opener, in dem Seatons Alter-Ego Ondo Fudd den Protagonisten spielt, führt sogleich die größte Neuerung im Klangbild vor: Eine Akustikgitarre, die Call Supers Spektrum sinnvoll erweitert, der Musik eine Schwere verleiht, die an japanische Environmental Music erinnert. Es bleibt aber nicht durchgehend akustisch, geschweige denn ambient. Der wahrscheinlichste Hit der Platte, »Illumina« mit Vocals von Julia Holter, fusioniert britische Bass Music à la Minor Science mit dem Popappeal von Lusines »Two Dots«. Groß, vor allem, wenn man so eine Nummer kein zweites Mal benötigt, weil das Album mit seiner ihm ureigenen Haptik quasi zu einem kompletten Hördurchgang zwingt.
Eulo Cramps