Gerade einmal ein Album hnterlassen zu haben, ist eine recht ungewöhnliche Bilanz für einen Musiker. Insbesondere wenn zu seinen Freunden John Coltrane und Archie Shepp gehörten. Beim Trompeter und Komponisten Cal Massey kam einiges zusammen. Einerseits entschied er sich irgendwann, nicht mehr öffentlich zu spielen und sich stattdessen aufs Komponieren zu konzentrieren. Andererseits starb er schon 1972 im Alter von 44 Jahren an einem Herzinfarkt. Hinzu kam, dass er sich durch sein offenes Engagement für den militanten Arm der Bürgerrechtsbewegung sogar ein Aufnahmeverbot bei den großen Plattenlabels eingehandelt hatte. 1961, als er »Blues to Coltrane« einspielte, das übrigens erst 1987 veröffentlicht wurde, war die Welt vermutlich noch etwas mehr in Ordnung. In seiner Band spielte der Bassist Jimmy Garrison, langjähriger Wegbegleiter John Coltranes, die Pianistin Patti Brown, die bei Quincy Jones im Orchester mitgewirkt hatte und hier ein leicht verstimmt klingendes Instrument bedienen muss, der Saxofonist Hugh Brodie, der Schlagzeuger Granville T. Hogan und, für kleine Besetzungen eher ungewöhnlich, der Hornist Julius Watkins. Das Ensemble überzeugt, insbesondere aber die Kompositionen von Cal Massey, entspannt temperierte Bop-Nummern, die sich Zeit nehmen. Beim Improvisieren herrschen friedliche Koexistenz oder friedliches Nebeneinander vor, die sich gut in den Fluss der Stücke einfügen. Von Cal Masseys radikaler politischer Haltung hört man eher weniger. Das drückte er anderswo aus. Ein alles in allem würdiges Vermächtnis.
Blues To Coltrane