Schöne Story: Der letzte Monat des Jahres 1999, die Y2K-Panik grassiert. Zwei Kölner Beatbastler setzen sich hin und nehmen zwei Tracks auf, ziehen sie auf Minidisc und vergessen das Projekt. Das Happy End lässt bis zum Jahr 2016 auf sich warten, als die Scheibe wieder auftaucht, für tauglich befunden und auf Money $ex im 7inch-Format neu aufgelegt wird. Wahrscheinlich wurde diese schöne Story wie so viele andere erfunden, aber wenn nicht – ja, dann agierten C.A. Ramirez (von No Theory) und Tito Wun (alias Twit One, alias Twit Uno, alias Nesta Uno, alias Echomann, alias Gringo Starr, alias…) damals nah am Puls der heutigen Zeit. »Ding Dong Ditch« ist ein wunderbar launischer Deep House-Track, wie er zugegeben in seinen Grundzügen bereits viel früher etabliert wurde: Süßsäuerliche Chords, Hi-Hat-Synkope, verschwurbelte Vocals und rhythmisches Geklapper. Wäre die Produktion nicht dermaßen Hi-Fi, könnte das über Lobster Theremins Distant Hawaii-Sublabel laufen oder, wenn jetzt noch jemand ein Saxofon-Solo drüber spielen würde, bei Rhythm Section International. Fünf Minuten schläfrige Cocktaillaune. »Can you feel the tension in the air right now? I know I can! I can feel it all the way down to my plums«, begrüßt uns dahingegen die Flip und zeigt sich dementsprechend energischer. »Plums« ist understated Moodymann-Worship mit eigener Note: ein nervöses Piano-Sample unterstreicht den gelassenen Beat, über dem sich jede Menge Soundeffekte – bellende Hunde, schlierige Synthie-Kaskaden – abspielen. Dauert ebenfalls nicht lange und ändert in einer kurzen, abrupt kommenden Verbeugung in Sachen Italo-Horror-B-Movie-Soundtrack. C.A. Ramirez‘ und Tito Wuns gemeinsame EP für Money $ex ist eben, wann auch immer sie nun aufgenommen wurde, die reine Liebhaberei für etablierte Kauzigkeiten und funktioniert auch genau als solche am besten: Zurückgelehnt auf der Couch an einem vernebelt-nerdigen Sonntagnachmittag.
Money $ex 7" 02