Review

Burnier & Cartier

Burnier & Cartier

Mr Bongo • 2018

Das Debütalbum von Burnier & Cartier aus dem Jahre 1974 war lange Zeit vergriffen und entsprechend extrem teuer (auf Discogs um die 400 EUR gehandelt). Nun legt es Mr Bongo endlich auch hierzulande wieder auf – bislang erschien lediglich in Japan 2002 ein Reissue. Dass dieses Dutzend feiner Songs zwischen Yacht-Rock und Samba, Disco und Boogie noch immer so heiß begehrt ist, liegt dabei wohl eher zweitrangig an dessen tatsächlicher Qualität. Vielmehr dürften Burnier & Cartier durch prominente Samples von Acts wie Andres, Moodymann oder Kaytranada im öffentlichen Bewusstsein bleiben und weiter oft nachgefragt werden. Durch seinen Abwechslungsreichtum ist das Album aber auch eine wunderbare Einführung in die brasilianische Musikszene von damals: vom MPB-Pop, der in den 1960er Jahren den Bossa Nova als wichtigstes Genre ablöste, über luxuriös arrangierte Balladen wie »Lejos De Mi« bis zu den gekonnt platzierten Jazz- und Soul-Einsprengseln dürfte für jede und jeden etwas dabei sein. Sich umschlängelnde Akustikgitarren, üppige Bläser- oder Streichersätze und unwiderstehliche Gesangsmelodien füllen zwar jeden Winkel, wirken aber gleichzeitig luftig leicht. Lediglich die Produktion klingt in meinen Ohren nicht mehr ganz so frisch, zu klinisch rein (was wohl für die Vergleiche mit Steely Dan sorgte) und stellenweise schlichtweg überfrachtet – mit den damaligen State-of-the-Art Radio-Songs konnten Burnier & Cartier damit allerdings spielend mithalten. In der Reissue-Schwemme dieser Tage ist »Burnier & Cartier« eine fast schon überfällige Ausnahme.