Review

Burial

Kindred EP

Hyperdub • 2012

Seit ihn sein zweites Album in den Olymp der elektronischen Musik katapultiert hat, erhofft sich Burials Fangemeinde ein Remake. Statt mit seinem neuen Werk »Kindred EP« jedoch das ersehnte »Untrue 2.0« zu liefern, schließt der Süd-Londoner lieber an die letztjährige »Street Halo EP« an und entwickelt sein Sounddesign weiter. Am vertrautesten klingt er auf dem Titeltrack, einem düsteren Garage-Epos, das mit metallischen Beats und grimmiger Bassline seine bisher wohl deutlichste Jungle-Referenz darstellt. Es folgt die straighte Uptempo-Nummer »Loner«, Burials dancefloor-orientiertestes Stück bislang, bei dem sich der Tanzreiz jedoch leider in der bedrückenden Atmosphäre aus drohendem Hall, grobem Knistern und entrückten Phantomstimmen verliert. Zuletzt geht er mit dem Highlight »Ashtray Wasp« auf eine Expedition durch zwei Soundlandschaften, die beide ebenfalls irgendwo im House-Koordinatensystem liegen, in Sachen Tempo und Stimmung aber Welten voneinander entfernt sind. Insgesamt prägt die EP eine cineastisch-dramaturgische Herangehensweise, mit der Burial die teils auf Überlänge gestreckten Tracks in mehreren Szenen ablaufen und unerwartete Wendungen nehmen lässt. Die experimentellen House-Kulissen, in denen die Mehrzahl der Szenen spielt, staffiert er mit seinen Trademark-Sounds aus, und stimmt so behutsam darauf ein, was vermutlich von Album Nummer drei zu erwarten ist. Burial bricht mit der »Kindred EP« zu neuen Horizonten auf, ohne »Untrue« dabei allzu weit zurückzulassen. Ein Spagat, der ihm kaum besser hätte gelingen können.

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Burial
Kindred EP
ab 19.99€