Review

Building Instrument

Kem Som Kan Å Leve

Hubro • 2016

Tape des Jahres 2024

Eine laue Sommernacht. Der Wein perlt und die Lampions beginnen langsam, die Sonne bei der Arbeit abzulösen. Die Jazz-Band hat die Standards durchgearbeitet, die Party-Gesellschaft aber noch Bock. Kommt, flüstert die Sängerin am Mikro vorbei, wir probieren das jetzt. Das, was wir gestern Abend im Proberaum gemacht haben. Die Kate Bush-Nummer, nur halb so schnell. Und dann machen sie, während im Hintergrund Grillen zirpen. So ungefähr klang es, das Debüt-Album der norwegischen Band Building Instrument, dem stillsten Bahnbruch des Jahres 2014: unheimlich bescheiden und verquer, neben der Spur und doch ganz nah dran. Zärtlich in die Länge gezogene Pop-Musik, von einem Ambient-Jazz-Bett umschmeichelt. Jetzt folgt mit »Kem Som Kan Å Leve« das zweite Album von Mari Kvien Brunvoll, Øyvind Hegg-Lunde und Åsmund Weltzien. Es ist noch ein Stück weiter in sich gekehrt, lässt Brunvolls Stimme noch etwas mehr in den Hintergrund treten und zelebriert die Lust am Laut. Nicht allein in musikalischer Hinsicht, auch in konzeptueller: Inspiration lieferte Dada-Daddy Kurt Schwitters. Wir erinnern uns: »Ursonate« und so weiter – Dichtkunst, in welcher der Ton der Bedeutung den Rang ablief. Das, was Brunvoll mit der norwegischen Sprache anstellt, folgt ähnlichen Ideen, zerstückelt und collagiert, klingtklangt und singsangt. Die Musik folgt dem mit denselben warmen Akkorden, mit welcher schon das selbstbetitelte Debütalbum die Welt umarmte, regelt verstohlen die Rhythmik etwas herunter und schafft damit mehr Abstraktionswerte – und zugleich umso mehr Heimeligkeit. Dumpf, düster, pathetisch, verträumt, weltflüchtig und doch mitten im Leben: »Kem Som Kan Å Leve« ist so unwirklich schön wie eine laue Sommernacht, an deren Ende sich die Bandleaderin noch mal umdreht und fragt: Na, wie wär’s – machen wir noch mal was ganz Anderes? Und dann machen sie das mit überwältigendem Understatement.

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