Als Mike Oldfield 1975 auf »Ommadawn« keltische Folklore mit südafrikanischer Percussion verband, war das ein weltmusikalischer Meilenstein, dessen harmonische Fügung überraschte, aber trennscharf blieb. In »Bli Med«, dem Kernstück von Building Instruments gleichnamigem Erstling, lassen die Percussion von Øyvind Hegg-Lunde, der hier seine Studien in Gambia einbringt, Åsmund Weltziens tragende Hammond-Sounds und Mari Kvien Brunvolls leichtfüßig die heimatlichen Fjorde überspringenden Vocals diese Fügung zwar noch nachklingen, weltmusikalische Kategorien aber hat das Trio da schon längst hinter sich gelassen. Dass es bei jenem ursprünglich mal um Elektronik gehen sollte: Randnotiz der Bandgeschichte. Nach einem Soloalbum, das ihr eine Nominierung für den norwegischen Grammy und Props in Form einer Remix-12" von Ricardo Villalobos einbrachte, und einem Duo-Album mit Stein Urheim, beide auf Jazzland, ist Brunvoll im Bandformat nun auf Hubro angekommen – wie auch erwähnter Urheim, mit dem sie eine musikalische Offenheit und Reiselust teilt, in der ein Faible für Indien oder Blues mit Wurzeln in Norwegen wie verzaubert einhergehen. Der intuitive Zugang des gemeinsamen Er-Improvisierens scheint das Geheimnis dahinter, exotische Anverwandlung zu umschiffen und stattdessen neu und zugleich authentisch zu klingen. Dass die drei gestandene Musiker sind, denen verwinkelte Melodien und Rhythmen leicht und swingend von der Hand gehen, ist kein Nachteil – auch nicht, dass sie inzwischen schon sechs Jahre gemeinsam unterwegs sind. Weltziens warme Orgel-Sounds zwischen Lounge und Andacht, Hegg-Lundes variable, lockere Grooves und Brunvolls norwegischer Gesang (in ganz natürlichem Timbre zwischen Björk und der jungen Kate Bush) halten einen Atlas auch kleinster Andeutungen zusammen, in dem Westcoast-Folk und Kingston, Hip Hop-Beats und Melodika, Zither und Elfentraum zuhause sind. Man fühlt sich wieder wie ein Kind, wenn man ihn durchblättert.
Building Instrument
Kem Som Kan Å Leve
Hubro