Auf den bisherigen Veröffentlichungen haben die Gründer von Hessle Audio ein gutes Händchen bei der Auswahl von Clubmusik bewiesen, die auf spannende Weise etwas neben der Spur verläuft. Der Neuzugang Bruce kann diesen Status nicht so ganz aufrecht erhalten. Der Grund dafür ist nicht, dass er sich nicht von seiner experimentierfreudigen Seite zeigen würde, sondern vielmehr, dass die Tracks bei aller Abstraktion nicht die notwendige Faszination entwickeln können. »Not Stochastic« eröffnet die Platte mit einem penetranten Synth-Loop, untermalt von einem druckvoll zerfransten Beat. Dieses Muster wirkt etwas überladen und wird über die gesamte Laufzeit von 6 Minuten mit kurzen Unterbrechungen konstant beibehalten. In seiner konsequenten Repetetivität erinnert dies an eine gepitchte und beschleunigte Variation von Robert Hoods einflussreichem Minimal-Track »Minus«. »Not Stochastic« erscheint jedoch ganze 20 Jahre später und verfehlt dessen hypnotische Aura. Die B-Seite »Trip« ist ein unfertig vor sich hin trommelndes Beatgerüst, dem die entscheidenden Stützpfeiler fehlen. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, auf welchen Clubkontext diese Skizze ausgerichtet sein soll. Folgt man dem Titel sind eventuell die Gestalten mit den großen Pupillen in der Afterhour die angestrebte Zielgruppe. Diese bewegen sich allerdings bekanntermaßen zu allem, was nur annähernd einen Takt vorgibt. Somit ist dies kein Qualitätsmerkmal. Der Abschluss »My Legs Wouldn’t Go Quick Enough« ist eine verhaltene Bass-Nummer, die eine angenehm zurückgenommene Atmosphäre ausstrahlt. Auf gekonnte Weise überlagern sich ein- und ausfadende klappernde Beats, zischende Snares und pfeifende Klangflächen und generieren einen rhythmischen Trackaufbau. Somit endet der wenig überzeugenden Labeleinstand »HES027« von Bruce mit dem variationsreichsten Teil, der zumindest vorhandenes Potential erkennen lässt.
Not Stochastic