Review

Brian Eno

The Ship

Warp • 2016

Ein konzeptueller Künstler war Brian Eno eigentlich immer schon, ob er gerade generative Musik entwickelte, Ambient als Beitrag zur Innenarchitektur anpries oder als bekennender Nicht-Musiker reflektiert-angeschrabbelten Pop machte, der genau genommen Proto-Punk war. Von seinen Installationsarbeiten ganz zu schweigen. Jetzt also mal ein Konzeptalbum im klassischen Sinn. »The Ship« ist inspiriert vom Ersten Weltkrieg und vom Untergang der Titanic kurz zuvor. Das Ganze beginnt zunächst wie typischer Eno-Ambient jüngeren Datums, bei dem man nie so ganz weiß, ob er nicht einfach seine eigene App Scape eine Weile hat laufen lassen. Kurz darauf kommt Grabgesang vom Computer, im Hintergrund Stimmen, die wie Funkverkehr klingen. Später singt Eno ohne Computerunterstützung eine Art Klagelied, die Musik dazu gerät zunehmend dramatisch, orchestral. Zum Abschluss rezitiert der britische Schauspieler Peter Serafinowicz ein Gedicht, bevor Eno mit einer sanft schleppenden Coverversion des Velvet Underground-Songs »I’m Set Free« endet, Streicherarrangement inklusive. Man könnte sagen, dass Eno mit »The Ship« auf jeden Fall etwas Neues ausprobiert hat und dabei vorsichtige Ambitionen in Richtung des Spätwerks von Scott Walker zeigt. Leider klingt die ganze Sache in ihrer vergrübelten Weltschmerzhaftigkeit für Brian Eno völlig unpassend pompös und zugleich in der Verbindung von Elektronik und Stimme oft reichlich beliebig. Alterspessimismus? Oder einfach Selbstüberschätzung?