Review

Brian Eno

Nerve Net

All Saints • 2014

Brian Eno macht sich selten gut als bodenständiger Künstler. Angefangen von den Zeiten, in denen er mit Roxy Music die camp-Ästhetik salonfähig machte über das – etwas schadenfroh nebenbei gesagt: auf dem Mac komponierte – Windows-Startsignal bis hin zu seinen zahlreichen auf dem iPad geschaffenen Gemälden: Je artifizieller Brian Eno sich gibt, desto intensiver wird er. Auf seinem 1992 erschienenen Album »Nerve Net« wendete er sich erneut erdigen Rock-Sounds zu, die bereits den von Eno so bezeichneten »Space Jazz« vom 1997 veröffentlichten Album »The Drop« vorwegnahmen. Sperrige Schlagzeuge, trödelige Jazz-Elemente und quietschende Gitarren-Soli finden sich zusammen, aber keinen gemeinsamen Nenner. So bodenständig ist Nerve Net« geworden, dass es sich kaum vom Fleck zu bewegen scheint. Etwas anders die dem Reissue des Albums beigegebene Mini-LP »My Squelchy Life«, das seinen Synth Pop-Anleihen bereits auf Brian Enos neuere Kollaborationen mit Karl Hyde hinzudeuten scheint. Zwar finden sich vier der 1991 aufgenommenen, jedoch nie veröffentlichten Tracks auch auf »Nerve Net« wieder, der Effekt aber ist ein anderer: »My Squelchy Life« klingt mit seinen artifiziellen Anleihen viel einladender als die sich nicht zusammenfindenden Grooves von »Nerve Net«.