Review

Brian Eno

Drums Between The Bells

Warp • 2011

Brian Eno scheint seit seiner Übersiedlung zu Warp eine richtig produktive Phase einzuleiten. Sein fulminantes Labeldebüt Small Craft On A Sea ist noch nicht mal ein Jahr alt, schon liegen 16 neue Stücke vor. Drums Between The Bells ist wieder ein Konzeptwerk. Dieses Mal orientiert sich das Altmeister-Chamäleon der Musikwelt an den Gedichten des britischen Poeten Rick Holland und baut um dessen Wortemotionen die musikalischen Gebäude. Und man merkt, dass Eno nach fast 40 Jahren an der Frontlinie der Musikevolution nichts mehr beweisen muss. Von getriebener Beat-Dynamik bis zu äußerster Traumschiff-Verkitschung grast der Brite alles ab, was er für sein Konzept für nötig hält. Die Worte übernimmt er teils selbst, teils überlässt er sie unbekannten Freundinnen und Freunden.
Während jedoch seine vergangenen Alben immer in sich kohärent wirkten, erscheint Drum Between The Bells mit all den verschiedenen Stimmen und Stimmungen über weite Strecken wie ein Patch-Work aus Gemütsideen. Dabei sind nur wenige Stücke – wie Bless This Space, Glitch und The Real – für sich allein herausragend. Die restlichen Skizzen brechen mit ihrer Einfallslosigkeit, der Altbackenheit und dem Kitsch an den Seiten einfach weg. Die Stimmen wirken oft schlicht störend. Und den alten Winkelzug, ein Stück Silence einzufügen und dort wirklich nichts hören zu lassen, hat längst seinen Witz verloren.