Wer »Tense Nature« hört und Brian Case von seiner Band Disappears kennt, wird sich zunächst wundern. Der Gitarrist aus Chicago konzentriert sich auf seinem Solodebüt nämlich weniger auf schmissige Gitarrenriffs als vielmehr auf minimalistische Loops. Wer sich bereits tiefer mit Brian Case‘ Arbeit auseinandergesetzt hat, der wird weniger überrascht sein: mit dem am Steiner EVI Synthesizer hantierenden Justin Walter hat er das Projekt Bambi Kino Duo, mit dem in der Tradition von La Monte Young stehenden Minimalisten Robert A.A. Lowe spielte er einst bei 90 Day Men. Beides könnte auf »Tense Nature« eine Rolle gespielt haben. Auch glaube ich, dass man durch diese 12 Fragmente gezwungen sein wird, seine Band Disappears noch einmal neu zu hören. In kurzen Skizzen (die meisten nicht länger als 2 oder 3 Minuten) eröffnet Brian Case dem Hörer dunkle Räume, tiefe Hallen, interessante Welten, die durch ihre fragmentarische Form allerdings allzu oft wegkippen. Alle Antworten bleiben aus. Das macht neugierig. Zumal hier trotz der Unvollendetheit nichts zufällig wirkt. Da ist eine poetische Tiefe, die sich durch das gesamte Release zieht. Sie hält das Konstrukt bei aller Brüchigkeit zusammen. Wieso ist mir diese Qualität bei den Disappears bis jetzt entgangen? Notiz für mich: neu hören.
Tense Nature