Review

Brainstory

Buck

Big Crown • 2019

Wie viele Sunny-California-Klischees lassen sich auf ein Album pressen, ohne dass sich Brian Wilson dazu genötigt fühlt, ein letztes Mal aufs Surfbrett zu steigen? Brainstory, die Brüder Kevin und Tony Martin und Trommler Eric Hagstorm, unternehmen mit »Buck« einen Versuch. Das Trio hat sich in der sehr faden Kleinstadt Rialto zwischen Los Angeles und Palm Springs kennengelernt. Neben hazy Palmen, faustgroßen Pfirsichen und schnatternden Delfinen gab’s nur veganes Futter, Skateparks und Garagenmukke aus dem Ghettoblaster. Ziemlich scheiße, wenn man jung und geil und willig ist, an der Sache was zu ändern, der Sprit für die Spritztour im Caddy aber nur bis zur nächsten Mega-Mall am Verteilerkreis reicht. Deshalb: Alles auf eine Karte gesetzt, den Verstärker eingepackt und in die Stadt der unerfüllten Hoffnungen gezogen – nebenbei die richtigen Leute von Big Crown Records kennengelernt und in New York ein Album aufgenommen. Bumm, schon schwimmen die Surferboys mit ihren verwuschelten Strandfrisuren auf der perfekten Soundwelle, um auf der Heimfahrt das Fenster runterzukurbeln und dicke Weed-Schwaden in die Luft zu paffen. Klingt nice, tut niemandem weh. Und weil das Ganze was von Tame Impala hat, bei Mac DeMarco andockt und den Harmoniegesang der Beach Boys mit dem Geschrammel von King Krule verwurschtelt, schraubt man den Beifahrersitz mal eben in die Horizontale und stellt sich vor, wie das Leben wäre, würde man für einen Tag aus der Nebelsuppe ausbrechen und den kältesten Winter in Berlin gegen den heißesten Sommer in San Francisco eintauschen.