Die Natur, so Hegel, stehe in einem instrumentellen Verhältnis zu dem Menschen, der sie allein zu seinen eigenen Zwecken und Bedürfnissen gebrauche. Dass die praktische Nutzung der Natur und die Beherrschung über sie destruktive Ausmaße annehmen werden, die sich im 21. Jahrhundert so potenzieren würden, dass die Natur, die Erde und ihre Existenzen auf dem ganzen Globus nachhaltig bedroht werden, hält der toxischen Kulturindustrie Greta Thunberg aktuell erst richtig vor Augen. Langsam checkt auch jede*r Einzelne, wie am Arsch alle sind. Was hat das jetzt mit Borusiades neuem Album zu tun? Nun, »Fortunate Isolation« liefert den perfekten soundtrack of decay zur Gegenwart. Miruna Boruzescu hat das instrumentelle Verhältnis ganz besonders ergreifend instrumentalisiert. Allerdings vertont die rumänische Synth-Komponistin in den Zeiten des Verfalls darauf eine gute Portion Optimismus, verpackt im Dark-Wave-Gewand. Glückverheißende Isolation bedeutet hier die selbstlose Entfernung des Menschen von seinem Heimatplaneten, um etwas Neuem Raum zu geben. So singt Borusiade lamentierend, mit melancholischem Blick auf die Welt gerichtet: »Fortunate isolation works for me as I stand / to create contribution / to whatever this might lead«. Von der beobachtenden Position aus gibt‘s auf dem Heimatplaneten nichts mehr »to believe in«. Der Mensch ist und bleibt »a soul on a time line«. – »Entropy creates a time-line but also a transformation – a new beginning«, sagt Miruna. Die tristen aber hoffnungsvollen Soundkomplexe passen wie der Baum in die Erde zu Dark Entries und kreieren eine mitreißende Verbindungslinie zwischen elegischem New und Synth Wave der Siebziger und Achtziger, in Ambient gedippt und der kontemporären Millennial-Untergangsstimmung vs. Entfaltungsstimmung.
Fortunate Isolation