Review

Bonnie ›Prince‹ Billy

Singer’s Grave A Sea Of Tongues

Domino • 2014

Will Oldham ist nicht nur einer der verschrobensten (für ihn hätte man das Wort »Waldschrat« erfinden müssen, würde es nicht schon existieren), sondern auch produktivsten Songwriter seiner Generation. Unermüdlich veröffentlicht er Jahr für Jahr neue Musik oder zumindest neue Versionen älterer Lieder. So auch hier, wo Bonnie ›Prince‹ Billy über die Hälfte der Songs vom 2011er Album »Wolfroy Goes To Town« neu arrangierte und am Jahresanfang mit Mark Neves (Lambchop, Silver Jews) in Nashville, Tennessee noch einmal aufnahm. Er holte sich mit 13 Musikern beinahe ein kleines Orchester ins Studio, um die ursprünglich sehr puristisch vertonten Geschichten etwas üppiger mit Chor, Bandbesetzung und Streichern auszustatten. Wie schon in der Vergangenheit mit etwa »I See A Darkness« zeigen die neuen Versionen noch einmal ganz andere Facetten der Songs und trotzdem wirken sie nie überfrachtet. Im Gegenteil bleibt die allegorische Intimität stets erhalten, was die ausnehmende Meisterschaft in Will Oldhams Songwriting einmal mehr unterstreicht. Im neuen Country-Rock-Gewand entwickelt etwa »Quail And Dumplings« eine eigene Intensität und auch neues Material wie das ungewöhnlich druckvolle »Mindlessness« strahlen eine erhabene Präsenz aus. Somit ist »Singer’s Grave A Sea Of Tongues« ein weiterer Höhepunkt im an Höhepunkte ohnehin nicht gerade armen Veröffentlichungskatalog von Bonnie ›Prince‹ Billy.