Review

Bohren & Der Club Of Gore

Geisterfaust

Pias • 2017

Die letzte und vorerst letzte Repress-Bombe von Bohren & Der Club Of Gore Nach den ReIssues von »Sunset Mission« und »Black Earth« sind wir nun in der sprichwörtlichen »Geisterfaust« gelandet. Fünf Stücke, jede nach einem Finger benannt, finden sich hier wieder und ziehen sich wie eine muskulöse Faust immer weiter zusammen. Man droht zerquetscht zu werden – gleichzeitig mag man dieses Gefühl der Enge aber auch genießen. Bohren, die Herrscher über ein Königreich der dunklen Künste, loteten auf »Geisterfaust« 2005 ihren eigenen Sound aus und trieben ihn an die Grenzen des Möglichen. Wo hört eigentlich das Konzept auf zu greifen? Interessanterweise ist dies aber eher eine Betrachtung, die sich schon fast eine hermetischen Abriegelung gegen den großen Kosmos der Musik hingibt. Bohren & der Club of Gore klingen hier erstmal genauso gleich, wie sie sich sonst subtil immer wieder selbst erfinden. Konzentriert und auf das Dichteste runtergekocht stellt sich schon das erste Lied »Zeigefinger« dar. Noch langsamer als schon bei den Vorgängern wird man hier begrüßt. Robin Roddenberg und Morten Gass begrüßen das Publikum mit ihren langen, schweren stehenden Wellen aus dem Achtseiter-Bass und dem Kontrabass. Erst spät, hört man das Bohren-typische, aufbrechende, fast pittoreske Vibraharp. Und nach noch einiger Zeit gesellt sich das bekanntermaßen hart akzentuierte Schlagzeugspiel dazu. Wenn man nach einigen Minuten also versteht, dass man in der brutalst-möglichen Bohren-Version versinkt, ist es fast schon zu spät. Durch die anderen Stücke hindurch lässt man sich verführen; und zerquetschen. Die Bass-Anschläge drohen einen zu zermalmen, das Schlagzeugspiel zermürbt einen und das Rhodes-Piano wirkt wie eine dunkle, traurige Erinnerung an das, was mal war. Die Befreiung aus der Nahtoderfahrung erfolgt recht spät. Kurz vor Schluss der Platte, wenn das von allen geliebte Bohren-Saxophon die ersten Töne von sich gibt. Doch mit Erlösung ist nicht zu rechnen; die Geisterfaust drückt ein letztes Mal.